Stolpersteinverlegung für Hedwig Dangelmaier


Der erste Stolperstein in Donzdorf wurde am 14.10.2025 für Hedwig Dangelmaier verlegt, die im Alter von 30 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde.

Der Künstler Gunter Demnig verlegte den Stein an der Hauptstr.75, wo sie geboren wurde und aufgewachsen war, um an sie und alle Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Bisher wurden für mehr als 90.000 Menschen weltweit Stolpersteine verlegt. Hedwig Dangelmaier gehörte zu einer Opfergruppe, die nicht im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit war und ist.

Der Kurs katholische Religion KS1 von Frau Seimetz hat sich damit beschäftigt und während der Verlegungszeremonie folgenden Text vorgelesen:

 

A: Wir stehen hier, um an Hedwig Dangelmaier zu erinnern. Sie wurde im Nationalsozialismus als „asozial“ verfolgt – ein Stempel, der ihr Leben zerstörte.

 

B: Unter dem Begriff „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ fassten, die Nationalsozialisten viele Menschen zusammen: Menschen, die in Armut lebten, Arbeitslose, Obdachlose, alleinerziehende Frauen, Fürsorgeempfängerinnen und Führsorgeempfänger, Menschen, die den gesellschaftlichen Normen nicht entsprachen oder aus unterschiedlichen Gründen auffällig geworden waren. Männer und Frauen, die nicht in das Bild der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ passten. Sie wurden entrechtet, eingesperrt, zur Zwangsarbeit verpflichtet und viele fanden den Tod in Konzentrationslagern.

 

A: In den Konzentrationslagern mussten diese Menschen besondere Abzeichen tragen:

den schwarzen Winkel für Asoziale und den grünen Winkel für Berufsverbrecher.

 

B: Und nach 1945? Viele dieser Menschen wurden weiter vergessen. Ihr Leid blieb unsichtbar, ihr Schicksal verdrängt. Ihre Angehörigen trugen Scham und Schweigen oft ein Leben lang.

 

Erst 2020 gab es einen Beschluss des Bundestags zur Anerkennung der Menschen, die wegen angeblicher “Asozialität“ und „Berufsverbrechertums“ verfolgt wurden. Es wurde ganz klar und deutlich formuliert:

 

NIEMAND WURDE ZU RECHT IN EINEM KONZENTRATIONSLAGER INHAFTIERT, GEQUÄLT UND ERMORDET!

 

A: Im Jahr 2023 gründeten Angehörige von Menschen dieser verleugneten Opfergruppe den „Verband für das Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus“.

Dieser Verein, initiiert von Frank Nonnenmacher, dessen Onkel zu dieser Opfergruppe gehörte, setzt sich dafür ein, dass dieser Bundesbeschluss vollständig umgesetzt wird.

 

Dieser Beschluss, der erst nach über 70 Jahren die staatliche Diskriminierung der KZ-Häftlinge mit dem grünen und schwarzen Winkel beendet hat, ist ein wichtiger Meilenstein der deutschen Erinnerungskultur. Ein erster wichtiger Schritt. Eine wirkliche Erforschung, Entschädigung und Aufarbeitung steht noch aus!

 

Frank Nonnenmachers Engagement macht sichtbar, was lange unsichtbar war – Menschen wie Hedwig Dangelmaier.

 

B: Und diese Geschichten müssen sichtbar werden – in Schulen, Museen, in der Öffentlichkeit.

Das Schicksal von Hedwig Dangelmaier erinnert uns daran, dass Ausgrenzung, Stigmatisierung und Entmenschlichung immer den Anfang von Gewalt und Vernichtung bilden.

Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen auf ihre Herkunft, ihre soziale Stellung oder ihr Verhalten reduziert werden.

 

Wenn Menschen heute als “asozial“ abgewertet werden, wiederholen wir genau dasselbe Denken. Der Stolperstein ist nicht nur Erinnerung, sondern auch ein Appell:

 

Achtet darauf, wie ihr über andere sprecht und handelt.

 

Jeder und ede hat Anspruch auf Würde, Respekt und ein Leben in Freiheit.

 

A: Erinnerungskultur bedeutet, ALLE Opfer zu sehen und aus der Geschichte zu lernen.

 

Wir erinnern uns heute an Hedwig Dangelmaier.

 

Wir erinnern uns an die vergessenen Opfergruppen der sogenannten „Asozialen“ und „Berufsverbrecher“.

 

Und ich nehme diese Erinnerung mit in mein Leben…

 

Damit ich hinsehe, wenn andere Menschen ausgegrenzt werden.

 

Damit ich spreche, wenn andere schweigen.

 

Damit ich wachsam bleibe – gegen Hass, Vorurteile und Ungerechtigkeit.

 

Die Erinnerung an Hedwig Dangelmaier ist unser Auftrag!